NGC 1961 und das Nachleuchten der Supernova 2021vaz

9. 11. 2021, Mistelbach

Die Wetterprognose gab keinen Pfifferling auf eine klare Nacht. Aber was ist schon die Prognose, ein Blick zum Himmel - das schaut sehr nach einer klaren Nacht aus. Ich hatte schon ein Auge drauf, ob wir nicht - da rief Andi an, und meinte, wir klönnten, wir sollten etwas tun. Sehr spontan. Aber ich war durchaus dieser Meinung. Klarer Himmel, schöne Dämmerungsfarben, kein Wind, was will man mehr?

Das Sat-Bild sagte uns jedoch, dass von Südwesten Wolken kommen würden. Manchmal traut ein Wetterdienst offenbar seiner eigenen Wolkenprognose nicht. Da war nämlich abzulesen, dass wir bis wenigstens 22 Uhr etwas würden tun können, oder sogar etwas länger. Zeit genug also, man kann ja nun schon sehr früh am Abend beginnen.

Ich startete flugs hinaus in die Sternwarte, den Newton justieren und die Vorbereitungen zu treffen. Bis Andi etwa 20 Minuten später kam, war schon das Dach der Sternwarte offen, der Newton justiert, in Beobachtungskonfiguration, der Lüfter aktiv, und die Kamera schon im Auszug. Jetzt war nur noch das Guidescope zu montieren, alles zu verkabeln, und es konnte los gehen.

Andi hatte ein spezielles Ziel: NGC 1961 (Arp 184) mit der Supernova 2021vaz. Sowas taugt mir auch, dann gleich mal einen Stern in der Nähe anfahren, fokussieren, und weiter zum Objekt. Im Nordosten ist der Himmel auch relativ dunkel an meinem Standort. Nur, das Objekt lag schon noch rech tief, 38° Höhe zu Beginn. Was nicht gut war diese Nacht, das Seeing. Erst noch Abendthermik, vielleicht ein paar Wärmeschlieren vom Rauchfang des Nachbarhauses. Später wurde das Seeing etwas ruhiger, fallweise. Für unsere 3 Minuten Belichtungen nicht, für die Guider Kamera mit 1 Sekunde schon. Das Objekt stand nun auch schon höher am Himmel.

Mit den näher rückenden Wolken kam auch Wind auf. Erst spürten wir gar nichts, dann hin und wieder einen Lufthauch, was sich langsam zu leichten Windstößen entwickelte. Kurz gesagt, uns wurde schon kalt, bevor die Wolken da waren. Was uns letztlich zermürbte, um nicht noch ein halbes bis Stündchen in der Sternwarte zu verweilen, war der einsetzende Wind. So ließen wir es gut sein, die Abbauarbeiten gingen vorwiegend bei bereits geschlossenem Sternwartendach voran. Da ist es gleich etwas angenehmer. Verständlich, draußen hatte es nur mehr 4° C und es gab auch etwas Tau Feuchte, dazu Wind. Richtig ungemütlich, wie ich später noch bei meiner Spätrunde mit Canis Maior feststellte. Aber erst da sah ich die Wolken halbhoch im Südwesten und Westen. Wie dem Sat-Bild später zu entnehmen war, zog das Wolkenband dann doch relativ rasch drüber und löste sich dabei auf. Um 2 Uhr früh gab es wieder wunderbar klaren Himmel mit vielen Sternen...

Zurück zum eigentlichen Thema: Während das Live-Stacking lief, sahen wir die Supernova schon ganz schwach auf dem Stack-Bild. Genau genommen ist es eine Supernova vom Typ II, und offenbar liegt ein linearer Helligkeitsabfall vor. Entdeckt wurde diese Supernova von Koichi Itagaki am 5. August dieses Jahres. Auf rochesterastronomy.org wird für den 6. August eine Helligkeit von 16.0 mag, für den 3. September von 16.1 mag angegeben. Aus Gaia Messungen zeigt sich ein anderes Bild: Am 14. August. 17.05 mag, am 12. September 17.32 mag, und am 10. Oktober 17.59 mag. Dann wären wir jetzt bei etwa 17.8 mag. Das ist definitiv die schwächste Supernova, an der wir uns versucht haben.

Zur Aufnahme selbst: Im Live-Stacking zogen wir jeweils 10x 3 Minuten Pakete, und das 7x. Somit haben wir 70 Einzelbilder drin, die Gesamtbelichtungszeit beträgt 3.5 Stunden. Das Guiding lief gut über die gesamte Zeit. 

NGC 1961: 70x 3 Minuten ZWO ASI 385 MCC, 8" f/ 5 Newton

Dieses mal ist alles glatt gelaufen beim Imaging. Darks passten, kein Daten Mischmasch, keine Einstreuungen durch die Elektronik zu sehen, keine Streifen im Bild. So geht's richtig. Vom schlechten Seeing etwas aufgeblasenen Sterne sind halt da. Etwas mehr als 5" FWHM ist selbst für die letzte Zeit hier, wo wir ständig mit einer sehr ähnlichen Wetterlage konfrontiert waren, der bislang schlechteste Wert. Und wo ist da die Supernova? Im obigen, auf 70% verkleinerten Bild ist sie kaum zu erkennen. Unten ein Ausschnitt in Originalauflösung.

Die Position der Supernova 2021vaz ist hier markiert, das schwache rötliche Punkterl. Auflösung 100%

Ein Versuch mit Wavelet Schärfung: Den Feldsternen tut es nicht gut, die Supernova jedoch, und einige Strukturen der Galaxie kommen besser. Hier ist die SN2021vaz deutlicher auszumachen. Dieser Ausschnitt ist etwas vergrößert.

Sicher kein leicht einzufangendes Objekt, so schwach und knapp am Kern einer Galaxie dran. Gerade noch erwischt, sozusagen, das Nachleuchten der Supernova 2021vaz. Die nächst helle kleine Galaxie im Feld ist CGCG 329-011, den kleinen Nebeltupf der noch zu finden ist, vermutlich eine irreguläre Galaxie, konnten wir nicht identifizieren.

Wäre diese Supernova visuell drin gewesen? Mit dem C11 vielleicht. Aber bei diesem ziemlich schlechten Seeing wohl nicht. 

Während die Aufnahmeserien liefen, schnappte ich meinen alten 7x50 Fujinon Feldstecher, und guckte mit diesem am Himmel herum. M32, sowieso, M33, etwas schwierig, doch eindeutig, M74, gar nicht so schwierig, die Pleiaden, die Hyaden, und der Doppelhaufen im Perseus. Die letzteren Objekte waren fein zu sehen.

Howdii