Komet 46P/Wirtanen

10. bis 31. 12. 2018, Mistelbach

Der Komet 46P/Wirtanen ist als "Weihnachtskomet" durch die Medien gegeistert. Am 16. Dezember kam er der Erde sehr nahe, flog in etwa 30-facher Mondentfernung an der Erde vorbei. Dabei sollte er eine durchaus beachtliche Helligkeit von 4 mag erreicht haben, aber auf etwa die Fläche des Vollmondes verteilt. Somit war eine freisichtige Beobachtung kaum möglich. Zumindest für mich nicht, aus dem Mistelbacher Stadtgebiet heraus. Wie es halt mit dem Wetter im Dezember üblicherweise ist, es gibt bestenfalls größere Wolkenlücken, oder reißt einmal eine Front die Hochnebeldecke auf. Prinzipiell weist die Bezeichung auf eine periodischen Kometen hin, 46P/Wirtanen ist mit einer Umlaufzeit von 5.4 Jahren schon recht "ausgelutscht". Es war die Erdnähe, die ihn doch zu einem lohnenden Beobachtungsobjekt machte.

Die erste Sichtung gelang mir am am 10. 12. 2018. Bei der Spätabend Runde mit Canis Maior sah ich Sterne am Himmel. Das war auch in den vergangen Tagen manchmal so, aber bis ich daheim war, war die Wolkenlücke auch schon wieder zu. Diesesmal nicht. Rückseitenwetter, ausnehmend klarer Himmel! Also daheim angekommen erst schnell an den Computer, Stellarium starten, checken, wo der Komet gerade am Himmel zu finden ist. Dann schnappte ich den 7x50 Feldstecher und zischte hinaus in den Garten. Nach ein paar Minuten Dunkeladaptierung sah ich mehr und mehr Sterne, so konnte ich mich orientieren. Es war etwa 23 Uhr. Menkar (α Ceti) konnte ich mit freiem Auge erspähen, ein paar Grad östlich sollte der Komet zu finden sein. Ich hob das Fernglas, und da war er schon. Eine etwa vollmondgroße Pletschn, rund, etwas verdichtet im Zentrum. Kein Schweif oder sonstige Details. Jedenfalls war der Komet zu dieser Zeit leichte Beute für das 7x50 Glas.

Die nächste Gelgenheit, den Kometen zu beobachten, ergab sich am 18. 12. 2018. Den ganzen Tag über blauer Himmel, gegen Abend hin wurde es extrem dunstig - hohe Luftfeuchtigkeit. Der Komet war nun schon weiter gewandert, stand etwa mittig zwischen Menkib (ζ Persei) und Hassaleh (ι Aurigae). Der zunehmende Halbmond stand südwestlich, im Cetus. Der Himmel war so hell, dass ich freisichtig nicht einmal die Pleiaden ausnehmen konnte. Dazu brauchte ich schon das Fernglas. Im 7x50 Feldstecher war der Komet mehr zu erahnen als zu sehen, ich nahm praktisch nur die zentrale Verdichtung wahr. Eigentlich war ich mir erst sicher, den Kometen gefunden zu haben, als ich mit einem 20x80 Glas Nachschau hielt. Damit war das Nebelfleckerl deutlicher zu erkennen. Keine sehr großartige Sichtung unter diesen Bedingungen.

Am 27. 12. 2018 gelang mir die dritte Beobachtung, doch noch, muss ich eigentlich sagen. Weit vor Mondaufgang konsultierte ich das IR Satbild, und meinte, es sollte eigentlich sternklar sein. So schnappte ich flugs das 7x50 Glas und stürmte hinaus. Der Himmel war jedoch dicht, bumzu, kein Stern irgendwo zu sehen. Na gut, dann eben nicht. Zumindest einmal habe ich den Komet schön gesehen, dachte ich. Auf der Spätrunde mit Canis Maior dann sah ich auf einmal Sternenhinmmel. Ich trachtete möglichst schnell nach Hause zu kommen. Um etwa 23 Uhr schnappte ich die beiden Ferngläser und suchte im Schatten meiner Sternwarte Schutz vor direktem Mondlicht. Der dickbauchige abnehmende Mond war längst aufgegangen, zur Zeit jedoch von Wolkenstreifen etwas verdeckt. Der Komet stand etwa in der Mitte zwischen Menkalinan (β Aurigae) und 2 Lyncis, etwas näher zu letzterem Stern. Mit dem 7x50 Glas verirrte ich mich gleich einmal, und hielt offenbar den Haufen NGC 2126 für den Kometen. Der hellere Stern δ Aurigae hat mich wohl auf die falsche Fährte gelockt. Es dauerte, bis ich 2 Lyncis identifiziert hatte, dieser Stern ist recht unscheinbar. Dann klappte es doch. Ein wenig heller und größer als genannter Sternhaufen war der Komet doch :-) Mit dem 20x80 Glas bin ich regelrecht über die Pletschn erschrocken, dachte es sei eine Wolke. Ich wechselte mehrfach zwischen den beiden Ferngläsern hin und her. Der Mond stieg derweilen höher, "befreite" sich aus den Wolken, damit verblasste der Komet zusehends im 7x50 Glas. Im 20x80 erschien es mir jedoch, als wenn der Komet nun nicht mehr rund sondern etwas länglich aussähe. Mir war schon kalt, weil ich doch einige Zeit nun draußen gestanden bin. Zum anderen, die zenitnahe Position, das hat mir schon zugesetzt. Speziell den doch fast 2.5 kg schweren 20x80 Triplet Feldstecher konnte ich am Ende kaum noch halten. Es war das beste, was ich aus dem Gewackel rausdestillieren konnte. Angesichts des hellen Mondes hatte ich keine Lust, ein Teleskop raus zu stellen.

Der letzte Tag des Jahres, der 31. 12. 2018, brachte wieder blauen Himmel, gegen Abend zu sogar wolkenfrei. Hoi, das könnte eine Chance sein, den Kometen neuerlich zu beobachten. Ich wollte keine Zeit verlieren, deshalb war ich schon um 18:20 Uhr draußen. Der Komet stand nun etwas südöstlich des Sterns 15 Lyncis. Diesen 4.3 mag hellen Stern konnte ich freisichtig gerade noch halbwegs gut wahrnehmen, so hielt ich gezielt auf das Himmelsgebiet drauf. Im 7x50 Glas ist die Orientierung zwar einfacher, weil man ein größeres Himmelsfeld überblickt. Den Komet hätte ich jedoch fast übersehen. Die Helligkeit ist schon recht stark gesunken. Erst nachdem ich den Komet mit dem 20x80 Glas deutlich gesehen hatte, war ich sicher, mit dem 7x50 Glas keine "Geister" zu sehen. Das Zielgebiet war nur etwas mehr als halb hoch am aufgehellten Osthimmel. Damit tat ich mir einerseits leichter, weil ich mich speziell mit dem 20x80 Feldstecher am Dach meiner Sternwarte etwas abstützen konnte Der Himmel war dafür aufgehellter als im Zenitraum. Immerhin, mit dem 20x80 war der Komet deutlich genug zu sehen. Mir deuchte erst, ich sehe da zwei Flecken, jedoch gelang mir bei gezielterem indirekten Sehen (nicht ganz so einfach im Bino) eine etwas detailliertere Beobachtung. Offenbar kam aus dem Zentralgebiet ein Schweif als schärferer Strahl heraus, der bald relativ breit auffächerte. Dieser Eindruck festigte sich mehr und mehr, bei etlichen Versuchen, möglichst wenig mit dem Fernglas zu wackeln. Ich dachte schon dran, jetzt ein Teleskop aufzustellen, um genauer Nachschau zu halten, doch, halt: der Wolkenstreifen tief unten am Osthimmel entpuppte sich als Wolkenfront, die nun fast schon mein Zielgebiet erreicht hatte. Somit musste ich mit dem, was ich gesehen hatte, die Sache bewenden lassen.

Howdii