Komet C/2002 C1 (Ikeya-Zhang)

4. 4. 2002, Niederleis

Am 4. und 5. April zog der Komet Ikeya-Zhang nahe am Andromedanebel vorbei. Diese Begegnung war für Astrofotografen wie visuelle Beobachter ein "Pflichttermin". Walter suchte für Fotozwecke eine Gegend mit besseren Himmelsbedingungen, und unternahm eine kleine Expedition ins Waldviertel. Für mich kam aus beruflichen Gründen nur der Beobachtungsplatz bei Niederleis in Frage, mit dem typisch dunstigen Weinviertler Himmel. Ich traf in der frühen Abenddämmerung also allein an meinem Beobachtungsplatz ein. Schöne Dämmerungsfarben mit einem Stich ins Türkisfarbene deuteten auf prinzipiell recht klare Luft hin. Es war auch recht frisch, mit nur knapp über 0° C. Doch als es dunkler wurde, zeigte sich flacher Horizontdunst - Ortschaften machten sich durch auffällige Lichtdome bemerkbar. Zudem ist Donnerstag offenbar Fußballabend, jedenfalls setzte sich die Flutlichtanlage vom Fußballplatz Niederleis ungut in Szene, just in jener Richtung, wo der Komet am Himmel steht...

Bereits in der hellen Dämmerung stöberte ich den Kometen auf. Da war von M31 noch gar nichts zu sehen. Später konnte ich im 5.7" f/6 Maksutov-Newton wenigstens den Kern von M31 erkennen, zusammen mit dem Kopf des Kometen bei 40x in einem Bildfeld. Als es fast dunkel geworden war, und der Komet noch nicht zu tief stand, war für mich noch die beste Sicht: im 7x50 Feldstecher konnte ich den Schweif knapp  3.5 Grad lang erkennen. Im Teleskop bei 40x war der Plasmaschweif des Kometen als dünner Strahl etwa 2 Grad lang verfolgbar. Bei höherer Vergrösserung (bis zu 175x) zeigte sich auch ein breiter, kurzer Staubschweif, der etwas aus der Richtung des Plasmaschweifes gekrümmt war. Von M31 war wie gesagt nur das Kerngebiet sichtbar, immerhin konnte ich auch M32 und NGC 205 sehen, und hatte so eine Ahnung, wie gross M31 eigentlich wäre... Ujegerle, wenn man bedenkt, was M31 hoch am Himmel für ein Prachtstück abgibt, kann man sich vorstellen, was einem am Komet verlorenging. Walter jedenfalls hatte im Waldviertel weit besseren Himmel. Er rief per Handy an, und wenn ich seine Aussagen richtig gedeutet habe, bevor seinem Lauschknochen der Saft ausging, hat er den Schweif des Kometen mit freiem Auge länger gesehen als ich mit dem Feldstecher...

Als es komplett dunkel geworden war, präsentierte sich der Himmel abgesehen vom flachen Dunst gar nicht so übel. Knapp mehr als 5 mag freisichtig waren allemal zu erreichen. Ich beendete aber meine Beobachtung sehr bald. Erstens war es, verstärkt durch einen leichten Nordostwind, verdammt frisch, zweitens war das Seeing unbrauchbar für Planetenbeobachtung, drittens wartete wieder ein harter Arbeitstag auf mich.

Und ja, wie ich am Zusammenpacken war, wurde schließlich die Flutlichtanlage am Sportplatz abgeschaltet, und der Himmel war im Nordwesten wieder dunkel wie gewohnt...

Howdii