Zäh, aber doch 

23. bis 27. 8. 2000, Ebenwald und Niederleis

Fünf Nächte nacheinander draußen, das ist für mich eigentlich völlig ungewöhnlich... Nun, wären es wirklich volle Beobachtungsnächte gewesen, hätt' ich das wohl nicht so durchgezogen. Es waren vielmehr Versuche, EINE gute Beobachtungsnacht zu ergattern. Nicht kalkulierte Wolken gestalteten die meisten dieser Versuche zu reinen Auf- und Abbau-Übungen für die Gerätschaft :-)

Am 23. August wollten Walter und ich in Niederleis die Supernova 2000 CX auf CCD bannen, doch das Wetter spielte uns einen gründlichen Streich. Der Wind hatte gedreht, und entgegen unserer Vermutung die Wolken von Norden direkt zu uns hereingeblasen. Just nach dem Aufbau mit langwieriger Vorbereitung für die CCD Arbeit kamen die Wolken heran. Wir schauten eine ganze Weile zu, und zogen schließlich die Konsequenzen, bauten unser Zeug wieder ab und gaben auf. Freilich klarte es just da wieder auf :-) Aber für'n Narrn halten sollen die Wolken sonst wen, zumal der Mond auch schon recht bald aufgegangen wäre.

Nächster Versuch am 24. August auf der Ebenwaldhöhe. Walter hatte bei meiner Ankunft schon aufgebaut, und startete gerade sein erstes Foto. Ich hatte bald darauf mein "Geschütz" startklar, und wollte meine Spechtlliste abarbeiten, jedoch war bereits das zweite Beobachtungsobjekt nur mehr durch Wolkenlücken zu erspähen... Einpacken, und wieder schien es so, als wollte es Aufklaren, wie ich fertig war :-) Nur, lange hätte ich sowieso nicht bleiben können, und so zog ich heimwärts, Walter folgte umgehend.

Am Wochenende gingen Walter und ich getrennte Wege. Walter vergnügte sich in Mönichkirchen und gind dort seiner fotografischen Tätigkeit nach, ich wählte den für mich weit kürzeren Weg nach Niederleis.

Am 25. August lösten sich gerade, als ich von der Arbeit heimkam, die letzten Wolken auf, und ich startete flugs nach Niederleis. Der Himmel präsentierte sich für's Weinviertel überdurchschnittlich gut. Alleine "brachte" ich auch nicht so viel Wolken zusammen :-) es blieb bei einer kurzfristigen Störung. Ich spechtelte ein paar Objekte, gegen 1:30 Uhr setzte mir die Müdigkeit arg zu, und ich trollte mich heim.

Am 26. August endlich die klare wolkenfreie Nacht! Von der späten Dämmerung bis um 2 Uhr früh hatte ich in Niederleis wiederum recht guten Himmel, den ich auch für etliche ausgereizte Beobachtungen nutzte. Ich kam ein hübsches Stückerl weiter mit meiner Arbeitsliste, und beendete diese Nacht müde, aber zufrieden.

Der schöne blaue Himmel am 27. August lockte mich nochmals hinaus. Gern hätte ich noch eins draufgesetzt mit ein paar weiteren Objekten. Doch als erste Vorboten der nahenden Kaltfront zogen zu Beginn der Nacht immer mehr dünne Wolken herein, ich baute wieder ab bevor noch alles fertig aufgestellt war...

Nun aber der Reihe nach, speziell zu den Objekten vom 24., 25. und 26. August. In allen Fällen war mein 8" f/6 Maksutov-Newton im Einsatz.

Am 24. 8. präsentierte sich der Himmel auf Ebenwald unerfreulich hell. Mit dem 5.5 mag Himmel war ich nicht sehr glücklich, auch der heftige und böige Westwind gefiel uns wenig. Zwei Objekte konnte ich gerade noch "retten" bis die Wolken dicht machten.

NGC 6781: Planetarischer Nebel, 11.4 mag, 109" Durchmesser. Bei 54x schon ohne Filter zu entdecken. Filter (UHC, [O III]) erwiesen sich als nicht hilfreich, die Sicht war ohne Filter besser. Wir steigerten die Vergrößerung auf 120x, 160x und sogar noch auf 240x, das war aber fast schon ein bisserl zu viel. Optimal wäre es etwa um 200x gewesen. Wir konnten sehr wohl Details ausmachen, nur war es schwierig zu definieren. Aha, witzelten wir, wenn man nicht genau sagen kann was man sieht, dann sagt man "gemottelt" :-) So billig geben wir's aber doch nicht. Ein Teil des recht großen Scheibchens war eindeutig heller. Asymmetrisch, gegen den Rand zu blitzte im schwächeren Teil ein Sterndl hervor, auch nahe des helleren Randes konnte ich ein schwaches Sterndl ausnehmen. Im schwächeren Gebiet scheint auch ein dunklerer Fleck zu sein, ebenfalls leicht asymmetrisch. Walter wollte immer einen Ring sehen, meine Phantasie reichte dazu weniger aus, mir war's für einen Ring im Inneren nicht dunkel genug.

NGC 6804: Planetarischer Nebel, 12.0 mag, 31" Durchmesser. Ohne Filter bei 54x recht einfach zu finden. Wir steigerten die Vergrößerung bis auf 240x, wären nicht die Wolken gekommen, hätten wir es vielleicht noch höher treiben können. Das Objekt zeigte sich rund und erschien gleichmäßig hell, ein schwaches Sterndl war am Rand zu erspechteln. Der Nebel liegt in einer sternreichen Umgebung und bietet bei hoher Vergrößerung einen netten Anblick.

25. 8., Niederleis. Knapp 6 mag im Zenitraum, leichter, fallweise böig auffrischender Wind aus Nord. Temperatur von 17 auf 13° C fallend, kein Tau. Sehr schlechtes Seeing. Durchziehende Wolken stören fallweise.

NGC 6791: Offener Sternhaufen, 9.5 mag, 5' Durchmesser, sehr schwache Sterne, aber sternreich. Bei 54x indirekt als nebeliger Fleck deutlich, ein wenig grießlig. Bei 120x sind einige Sterngruppen im Haufen auflösbar, der Rest des Haufens "verschwindet" fast aus der Sicht. Für große öffnungen sich ein reizvolles und lohnendes Objekt.

NGC 6765: Planetarischer Nebel, 12.9 mag, 38" Durchmesser. Dieses Objekt nahe des Kugelhaufens M56 kenne ich schon von meinen Beobachtungen mit dem 18" Dob. Im 8" erwies sich der Bursche etwas härter. Ohne Filter rein gar nichts zu machen, mit UHC dann bei 54x ein verdächtiges schwaches Nebelfleckerl. Bei 120x dann sicher und eindeutig erkennbar, auch bei 160x noch zu erkennen. Von den im 18" sichtbaren kuriosen Details konnte ich nichts erhaschen.

M56: Wenn man schon so nahe dran ist, natürlich ein Pflichtobjekt. Bei 120x bis 160x die besten Eindrücke von diesem Kugelsternhaufen, als feiner "Sternenstaub" indirekt teilweise auflösbar.

PK64+5.1: Planetarischer Nebel, 11.3 mag, 8" Durchmesser. Als "Campbell's Hydrogen Star" bekannt. Liegt in einer sehr sternreichen Umgebung, wo es an "stellaren" Objekten dieser Helligkeit mehr als genug Auswahl gibt. Eine eindeutige Identifizierung wäre wohl nur bei hoher Vergrößerung möglich gewesen, nachdem aber bei 240x die 10 und 11 mag Sterne allesamt dicke Patzen waren, gab ich die Suche erfolglos auf. Warte nur, Dich krieg ich auch noch! Ich vermute um den recht hellen Zentralstern eine sehr schwache Nebelhülle. Möglicherweise ist dies nur in größeren "Kanonen" zu sehen. Bei dieser mühsamen und zeitraubenden Sucher hatte ich jedenfalls mein letztes Pulver "verschossen", und musste müdigkeitsbedingt aufgeben.

26. 8., Niederleis - DIE Nacht. Beobachtungszeit von der späten Dämmerung bis 2 Uhr früh. Im Zenitraum 6 mag, leichter, fallweise aussetzender Wind, trocken, bei 16 bis gegen 10° C  fallender Temperatur, kein Tau. Gegen Ende der Beobachtungszeit vom Horizont her etwas stumpfer, im Zenitraum aber immer noch seht gut. Seeing etwas besser als letzte Nacht.

NGC 6834: Offener Sternhaufen, 7.8 mag, etwa 5' im Durchmesser. Etwa 50 Sterne, die hellsten davon ca. 10 mag, sind in länglicher Anordnung gruppiert. Ein Stern sticht etwas deutlicher hervor. Ein durchaus lohnendes Objekt, auch für kleinere öffnungen.

NGC 6842: Planetarischer Nebel, 13.1 mag, 50" Durchmesser. Bei 54x ohne Filter schwach erkennbar, deutlicher bei 80x (beste Sicht) und 120x. Ohne indirektes Sehen keine Chance.

IC 4954/55: Kleine Reflexionsnebel um schwache Sterne. Bei 54x bzw. 80x etwa gleich gut sichtbar, aber nur indirekt. Die zwei Nebelfleckchen sind voneinander etwas getrennt, und NW - SO angeordnet. Der SO Teil ist etwas heller und leichter zu sehen, um den schwächeren Nebelfleck auch zu erspähen muss man schon indirekt die Stelle genau erwischen.

NGC 6894: Planetarischer Nebel, 12.3 mag, 42" Durchmesser. UHC oder [O III] Filter erwiesen sich wenig hilfreich, also ohne Filter. Bei 54x schon relativ hell, und zwar indirekt, aber recht einfach sichtbar. Besser bei 80x und 120x, bei 160x schon wieder etwas schlechter. Rund und ziemlich gleichmäßig hell, keine weiteren Details.

NGC 6891: Planetarischer Nebel, 10.5 mag, 14" Durchmesser. Ohne Filter bei 54x indirekt als leicht diffuser Stern zu erkennen. Sehr helles Objekt, hält jede Menge Vergrößerung aus. Ich versuchte bis zu 480x, seeingbeding war der Eindruck bei 320x aber besser. Den 12.4 mag Zentralstern habe ich nicht entdeckt, dazu hätte man wohl sehr, sehr hoch vergrößern müssen, um den hellen Nebel entsprechend dunkel erscheinen zu lassen.

NGC 6934: Ein kompakter Kugelhaufen der schon im 8x50 Sucher auffällt. Kein Wunder, bei 8.7 mag auf knappe 6' verteilt. Die hellsten Sterne haben grad einmal 14 mag, bei 240x konnte ich quer über das Zentrum Einzelsterne sehen, natürlich vor einem diffusen, griessligen Hintergrund.

NGC 6905: Planetarischer Nebel, 11.1 mag, 39" Durchmesser, auch "Blue Flash Nebula" genannt. Ohne Filter bei 54x schon leicht zu erkennen, recht hell, bis zu 300x Vergrößerung kein Problem. Mittendrin blitzt ein Sterndl auf, sieht sehr nach "Zentral" aus, auch wenn dieser mit 15.5 mag ein bissl abenteuerlich für einen 8" erscheint, was weiß man wie gut die Helligkeitsangabe ist. Es gibt aber keinen weiteren Stern dort, wie auf einem CCD Bild zu erkennen ist. Und ja, interessant strukturiert ist dieses Ding, indirekt hatte ich den Eindruck, dass sich in dem runden Scheibchen eine Hantel- bzw. Sanduhrform versteckt.

NGC 7062: Offener Sternhaufen, schon im 8x50 Sucher auffällig. 8.3 mag, etwa 30 Sterne auf einer Fläche von ca 6' verteilt, die hellsten davon um die 10 mag. Bei 54x ein nettes Objekt.

NGC 7048: Planetarischer Nebel, 12.1 mag, 61" Durchmesser. Ohne Filter nur indirekt schwach sichtbar, wenn man die Position genau erwischt. Zur Ersterkennung war der UHC Filter unabdingbar. Bei 54x "entdeckt", habe ich die Vergrößerung auf 80x, 120x 160x und 240x geschraubt, die besten Eindrücke ergaben sich bei 160x. Ohne indirekte Beobachtung am Okular nichts zu machen, erforderte auch zusätzliche Dunkeladaption direkt am Okular, leicht strukturiert. Liegt in einem sehr sternreichen Feld.

B168 und IC 5146: Zum Abschluss wollte ich ein "leichtes Objekt", zumindest für mich leicht aufzufinden und zu sehen. Richtig, es ist der "Cocoon"-Nebel mit der breiten "Dunkelnebel-Straße", an deren Ende er sich reinkuschelt. Es war schön, den Dunkelnebel entlangzufahren, bei 45x oder fast besser noch bei 54x, auch der Nebel selbst war indirekt sofort auszunehmen. Von den Filtern hilft am ehesten der H-Beta, diese Erfahrung habe ich auch am 18" Dob schon gemacht. Aber eigentlich sieht man ohne Filter auch so gut :-)

Dass ich irgendwann verstohlen M27 eingestellt habe, und unvermeidlicherweise M39 auch gesehen habe, möcht ich ja gar nicht erst erzählen :-) Das Seeing war etwas besser als in der Nacht zuvor, aber für Planetenbeobachtung doch zu schlecht.

Nun, die vielen kleinen planetarischen Nebel mögen wenig spektakulär als Beobachtungsobjekte wirken, sind es aber nicht wirklich. Es ist eine - zugegeben - subtile Spielerei, doch jedesmal eine Freude, wenn man den nächsten Kandidaten eindeutig im Blickfeld hat. Ich hab jedenfalls mehr als Geschmack dran gefunden, bin sogar etwas süchtig danach geworden :-) Es warten ja noch einige dieser Dinger auf meiner Spechtlliste...

Howdii