Mit dem 5.7" MN im Garten - auf den Spuren des 18"

18. 7. 1999, Mistelbach

Der Tag präsentierte sich mit blauem Himmel und Sonnenschein, deshalb wollte ich gleich eins draufsetzen, und den 18" Dob nach der letzten Nacht auf dem Hegerberg zumindest im Weinviertel nocheinmal aufbauen. Die Jagd auf die Supernova konnte ich nun endgültig vergessen, der Mond geruhte gerade in der betreffenden Himmelsgegend zu verweilen. Gegen Abend zogen von Nordwesten schließlich jede Menge Schleierwolken auf, solche, die sich zwar prinzipiell auflösen, aber bisweilen hartnäckig sein können. So verwarf ich die geplante Dobserei. Doch bei Ende der Dämmerung präsentierte sich der Himmel plötzlich wolkenlos. Nun wählte ich den allernächsten Beobachtungsplatz, und stellte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton im Garten auf.

Für meine "Backyard Observing Site" fand ich gar nicht so üble Bedingungen vor, indirekt schaffte ich in der Gegend um den Himmelspol locker 5 mag, sogar die Milchstraße im Schwan konnte ich am lichtverschmutzten Himmel matt erkennen. Dafür gab es besonders feines Seeing. Dadurch konnte ich die Vergrößerung am kleinen 5.7" ordentlich in die Höhe treiben. Der prominente Vierfachstern ε Lyrae war beispielsweise eine Pracht bei 435x. Sauber definierte Beugungsscheibchen mit nur leicht flirrenden Beugungsringen.

So wie es einen Täter wieder an den Ort des Geschehens zurückzieht, es ist eine alte Gewohnheit von mir, Objekte nach einer Beobachtung im 18" bei nächster Gelegenheit gleich nochmals mit dem kleinen 5.7" in Augenschein zu nehmen (etwas, das Walter nie ganz verstehen kann). Gegen ein Uhr MESZ übermannte mich dann die Müdigkeit, und damit fand meine zweite Spechtelnacht ihr Ende.

Nun aber der Reihe nach zu den beobachteten Objekten:

M10: Selbst unter dem lichtverschmutzten Mistelbacher Himmel waren die Kugelhaufen M10 und M12 im 7x50 Sucher zu erkennen. Bei 175x konnte ich indirekt doch die hellsten Sterne eindeutig sehen, verblüffend gut.

M12: Wie bei M10 ein durchaus hübscher Eindruck bei 175x. M12 zeigt dabei natuergemäß etwas weniger Sterne, da nur in den Außenbereichen hellere Sterne zu finden sind.

M13: Kein Vergleich mit einem 18", aber doch, jede Menge Sterne quer über das Zentrum aufgelöst, Vergrößerung wieder 175x.

M27: Bei 175x bereits indirekt der Zentralstern, ein Ergebnis des guten Seeings. Einen weiterer Stern noch im Nebel entdeckt. Außerdem subtile Helligkeitsabstufungen in der Hantelform (ohne Filter). Die Ohren waren nur mit Filter (UHC) gut sichtbar (Vergrößerung: 87x).

M57: Freilich kein Zentralstern, aber ein schönes Rauchringerl bei 435x, und immer noch recht hell.

NGC 6888: Extrem harte Nuss unter stark aufgehelltem Himmel. Wo zu suchen, hatte ich ja schon gelernt :-) Bei 87x mit UHC-Filter war wenigstens der hellere Nordteil, ein schwacher Nebelbogen, eingespannt zwischen zwei helleren Sternen, zu erkennen. Ich brauchte eine ganze Weile, um sicherzugehen, dass dies wirklich mein prachtvolles Objekt vom Hegerberg war. Auf Anhieb war mir gar nicht klar, in welche Richtung das "E" weitergeht, und ich begutachtete aufmerksam die Umgebung. Dabei dürfte ich indirekt doch ein paar Photonen vom Rest des Nebelbogens aufgeschnappt haben, auf einmal hatte ich den Eindruck, sooo liegt er drin, und schon war's wieder vorbei damit. Jetzt versuchte ich zu verifizieren, ob das wirklich die richtige Richtung sei, und tatsächlich, die Lage passte. Freilich könnte es ein "geistiges" Bild gewesen sein, doch ganz von der Hand zu weisen ist die Beobachtung nicht, unter guten Bedingungen ist der gesamte Nebelbogen im kleinen 5.7" nicht besonders schwierig, aber nur wenig schlechtere Bedingungen lassen auf den ersten Blick nur den Nordteil übrig. Öfter schon haben wir dann bei längerer Beobachtung nach und nach auch den schwächeren Südteil wahrnehmen können.

NGC 6826: Der "Blinking Planetary" im Schwan. Bei 175x ohne Filter ein feines Ding im kleinen 5.7" Maksutov-Newton. Ein kreisrundes, relativ großes Nebelscheibchen, in der Mitte klar sichtbar der Zentralstern. Für den Blink-Effekt muß man die Vergrößerung so hoch treiben, bis der Nebel direkt nicht mehr sichtbar ist, wohl aber noch der Zentralstern. Bei indirektem Sehen "blinkt" dann der Nebel auf.

NGC 7027: Dieses Objekt hatte ich zum erstenmal im Visier. Bei 87x ohne Filter machte sich dieser planetarische Nebel schon als ein intensiv grünlich leuchtender, etwas zu dicker, hellerer "Stern" bemerkbar. Bei 435x dann weiterhin intensiv grünlich, immer noch überraschend hell. Von der Form her etwas länglich, etwa tropfenförmig, im dickeren Ende ein heller Knoten. Durchaus sehenswert, dieses Ding.

Diese zweite Nacht beeindruckte, wie schon gesagt, durch extrem feines Seeing, es hätte sich wohl gelohnt, auf Jupiter zu warten, nur, irgendwann muß der Mensch auch wieder ordentlich ausschlafen. Schön war's, und so feines Seeing hätte ich gern öfter...

Howdii