Perseidennacht auf dem Brentenriegel

11. 8. 1993, Sieggraben

Mit den Kollegen von den burgenländischen Amateurastronomen (BAA) war ich in Kontakt. Für den 11. August war eine Beobachtung anlässlich der Perseiden angesagt. Das Wetter passte, so bin ich gleich mit Teleskop im Kofferraum in die Arbeit gefahren. Mein astro-infiszierter Arbeitskollege und Schreibtischnachbar bekam Wind davon, und wollte mit kommen. Wir verließen die Arbeit etwas früher, um ins Burgenland zu fahren, auf den Brentenriegel bei Sieggraben.

Um etwa 20 Uhr MESZ waren wir dort. Etliche Leute von den BAA waren auch schon da. Nach und nach kamen zahlreiche Besucher. In der nautischen Dämmerung war auf einmal der ORF Burgenland da.

Ich hatte mich mit meinem Fernrohr hinter der Sternwartenkuppel versteckt, dort war es etwas ruhiger. Eigentlich wollte ich mit der Beobachtung beginnen. Zum Beispiel Jupiter. Drei Wolkenstreifen waren bei 150x in meinem 110/900 Newton erkennbar, und auch, dass das Seeing nicht gut war. Auf einmal grelles Licht, was ist da los? Die ORF Leute begannen zu filmen, sakra! Es gab Interviews, und irgendwann hatte auch ich das Mikrofon vor der Nase und sollte etwas G'scheites von mir geben. Hat das wirklich sein müssen? Wenigstens die Scheinwerfer des ORF waren dann aus. 

In der zunehmenden Dunkelheit erklärte ich meinem Arbeitskollegen die Sternbilder. 

Dann war die Nacht da. Der Himmel erwies sich im Zenitraum aus sehr transparent. Die Milchstraße, ein Hammer! Es war schwierig, mit freiem Auge die Sternbilder Pfeil oder Delphin zu finden! Leider gab es immer wieder Störung durch Auto Scheinwerfer zufahrender Besucher. Erst als die Zufahrt blockiert wurde, war auch Ruhe, dass man ordentlich beobachten konnte. Was heißt Ruhe, es fanden doch auch Besucher zu uns, die auch in mein kleines Röhrl schauen wollten. Es wurde mehr ein Herzeigen von Objekten, als dass ich viel beobachten konnte.

Saturn war bei 150x schön zu sehen.

M57 war für die meisten Leute schwierig, schon recht wenig Licht im 110 mm Newton. Für mich kein Problem, die Ringform zu erkennen.

M13 bei 45x war nett für alle Gastbeobachter. 

Auch M27, ebenfalls bei 45x.

M71 ein schwaches Nebelwölkchen bei 45x, aber für mich schön. 

h & Χ Persei war bei 45x ein Leckerbissen. 

M45, die Pleiaden, gab es bei 45x in meinem Newton, und im Feldstecher eines BAA Mitgllieds zu sehen. 

Letztlich kam der Mond dazu, als noch etwas dickere Sichel. Natürlich hielten wir da auch drauf mit dem Fernrohr. 

Nebenbei haben wir Uranus und Neptun im Feldstecher beobachtet. 

Auch Vesta, die diesmal leicht zu identifizieren war, nahe δ Aqr.

Was die Perseiden betrifft: das Maximum war weniger stark ausgeprägt als erwartet. Allerdings gab es viele recht helle Meteore, einige sehr helle sogar (Boliden), mit Nachleuchten und sogar Rauchentwicklung. Eine dieser helle Erscheinung konnte ich nicht direkt sehen, aber meinen Schatten sah ich auf dem Boden wandern. Das war Mondhelligkeit! Ein himmlisches Feuerwerk, wie ich es so noch nie erlebt habe, so viele Boliden auf einmal.

Gegen Ende der Beobachtung wurde es windig, kalt und ungemütlich. Selbst auf der Heimfahrt Richtung Wien konnten wir noch einige helle Perseiden sehen. Freilich musste ich nochmals bei der Firma vorbeischauen, damit mein Arbeitskollege zu seinem Auto kam. 

Bis ich letztlich daheim war, stand Venus schon hoch am Osthimmel. Was mich neben dem Perseidenfeuerwerk wirklich beeindruckt hat, die fast "erdrückende" Milchstraße.

Howdii 

Anmerkung 2023: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich die Milchstraße je eindrucksvoller gesehen hätte als damals.