Ritchey-Chrétien (RC) sind vor allem als teure Teleskope im Amateurbereich bekannt. Nun gibt es seit geraumer Zeit solche von GSO, die auch unter anderen Namen wie Orion (US) oder Astro Tech verkauft werden. Ganz so billig sind die GSO RC auch nicht, aber dennoch ist der Preis moderat, und auf diese Weise ist ein RC für viele Amateure erschwinglich geworden. GSO deckt vorerst den Bereich der kleineren Öffnungen ab: 6" f/9, 8" f/8 und 10" f/8.
Die Frage ist halt wie immer, wenn etwas als teuer bekanntes auf einmal auf "billig" gemacht wird, ob es auch taugt. Gejuckt hat es mich schon länger, so ein Teleskop kennen lernen zu wollen. Der Zufall hat mir eines in die Hände gebracht. Wie der Überschrift zu entnehmen ist, handelt es sich um den Achtzöller, den ich in die Mangel genommen habe.
Ein paar Worte zum optischen System eines RC Teleskops: Ein RC ist ein reines Spiegelteleskop, eine Variante der Cassegrain Familie. Im Gegensatz zum Parabolspiegel des klassischen Cassegrain wird beim RC ein hyperbolischer Hauptspiegel verwendet. Der Sekundärspiegel ist in beiden Fällen ein konvex-hyperbolischer Spiegel. Das RC Teleskop besticht durch komafreie Abbildung. Allerdings ist Astigmatismus vorhanden, d.h.: je weiter man von der optischen Achse weg kommt, desto mehr macht sich Astigmatismus durch anschwellende Sternabbildungen bemerkbar. Entgegen der häufig anzutreffenden Meinung hat das RC Teleskop kein geebnetes Bildfeld. Bei großen Bildempfängern ist daher der Einsatz eines Flatfield Korrektors unabdingbar.
Ich möchte das 8" GSO RC Teleskop hier einmal näher vorstellen. Von außen gesehen fällt der Carbon Tubus auf. Frontring und Hauptspiegelzelle als Abschluss sind aus Aluminium, aber neu konstruierte Teile. Hier wurde sogar etwas in Richtung "Design" gemacht, wenn man sich die Rückseite des Teleskops ansieht, oder an den Tubus Endringen die Aufwölbung am Übergang zu der unteren Prismenschiene. Heute sind im Lieferumfang zwei 2" (Vixen Level) Prismenschienen dabei, eine unten zum Aufsatteln des Teleskops auf die Montierung, eine oben zum Anbringen eines Leitrohres. Das war seinerzeit, als der Eigentümer sein Teleskop erworben hat, nicht so, damals gab es nur eine Schiene unten. Der Frontdeckel aus Kunststoff kommt einem Kenner von GSO Teleskopen sehr bekannt vor.
Die Optik: die Spiegel sind laut Anbieter aus Quarzglas (auch das Astro Tech 8" RC hat den Carbon Tubus und Quarz Spiegel, das von Orion vertriebene weist BK7 Spiegel und einen lackierten Stahltubus auf). Durch die Blende des Sekundärspiegels ergibt sich eine lineare Obstruktion von 46%. So ein hoher Wert ist typisch, wenn man ein großes Feld streulichtfrei ausleuchten will. Beim Blick in den Tubus fällt nicht nur das bei Teleskopen mit Cassegrain Fokus übliche Blendrohr des Hauptspiegels auf. Der Teleskoptubus ist innen mit Blenden ausgestattet, die auf einem eingeschobenen dünnen Metallinnentubus sitzen. Hinten am Teleskop angeflanscht findet man einen rotierbaren 2" Monorail Fokussierer.
Der 8" GSO RC. Die obere Schiene wurde
vom Eigentümer angebracht. Hier ist auch
schon der neue Moonlite Fokussierer montiert.
Dieser Carbon Tubus hat einen geduldigen Lackierer gefunden. Allerdings
ist der Lack sehr
anfällig auf Kratzer und Scheuerstellen
Der Übergang vom Frontring auf
die untere Schiene. Am hinteren Tubusabschluss
findet sich eine ebensolche Aufwölbung.
Design ist ja recht
nett, es verhindert aber, dass man
aus Balancegründen eine längere Schiene montieren
kann.
An der Oberseite gibt es diese Aufwölbungen an den Endringen
nicht.
Ein Blick in den Tubus. Man erkennt die Spinne, den Sekundärspiegelhalter mit den Justierschrauben, die Blendhaube des Sekundärspiegels, und die Innenblenden des Teleskoptubus
Was mir als erstes durch den Kopf geht: wozu sollen die Innenblenden im Tubus gut sein? Wenn die beiden Blendrohre für Hauptspiegel und Sekundärspiegel korrekt ausgelegt sind, ist Fokalebene bereits streulichtgeschützt, zumindest auf den berechneten Durchmesser. Deswegen ist es ja möglich, diese Teleskope offen, als Truss Tube, auszuführen. Das funktioniert auch. Alle heutigen Großteleskope sind RC und werden so gebaut. Bei Tagbeobachtungen hat sich auch erwiesen, dass die Blendrohre effektiv sind, dieses Teleskop ist keinesfalls "tagblind".
Des Weiteren sieht man, dass der Hauptspiegel hinten im Tubus "eingesperrt" ist, und seine Wärme nur über die Tubusöffnung abgeben kann. Obwohl Quarzglas eher schnell durchkühlt - Frischluftzufuhr würde diesen Prozess deutlich beschleunigen. Zudem behindern die Tubus Innenblenden die Luftströmung. Im Endeffekt kommt die warme Luft so in den Strahlengang und es wirkt, wie wenn man einen zu engen Teleskoptubus hätte.
Die Tubusrückwand ist geschlossen. Die Mercedessternartige Verdickung ist auf Design gemacht, soll aber wohl die Tubusrückwand versteifen. Schließlich hängt hinten der Fokussierer und der ganze Imaging Train dran
Einiges Stirnrunzeln bekommt man als Kenner auch, was die Justierung anbelangt. RC Teleskope sind sehr anspruchsvoll in dieser Beziehung. Zum einen müssen die optischen Elemente und der Fokussierer perfekt auf einer gemeinsamen Achse liegen, da gibt es ganz wenig Toleranz. In dieser Hinsicht gibt es im konkreten Fall des 8" GSO RC auch nichts einzustellen. Die Zentrierung der Bauteile muss der Hersteller schon so gut wie notwendig gemacht haben. Man ist darauf angewiesen, wenn's passt dann passt's, wenn nicht, hm.
Die Justierung soll angeblich ganz einfach zu bewerkstelligen sein: Der Hauptspiegel sitzt fix in seiner Zelle (soll meinen: er wird beim Fokussieren nicht bewegt) und soll von Werk aus perfekt justiert sein, wie überhaupt die Optik eigentlich perfekt justiert das Werk verlassen sollte. Das einzige was man als Anwender zu tun hätte, im Fall des Falles, so die Beschreibung beim Anbieter, wäre, den Sekundärspiegel nachzujustieren.
Letztlich ist dieses Teleskop aber bei mir gelandet, weil es offenbar nicht so einfach zu justieren ist, und die fotografische Performance zu wünschen übrig ließ. Wenn man im Web nach Tests sucht, gibt es Hinweise, dass auch andere Käufer ein nicht grad perfekt justiertes RC geliefert bekamen. Wer dann unwissend zu schrauben beginnt, kann schnell in Hilflosigkeit enden. Man muss der Sache schon kundig sein, wie man ein RC justiermäßig auf die Reihe kriegt. Bei dem 8" GSO RC ist die Sache nochmal vertrixt, weil das, was man als Justierschrauben für den Fokussierer deutet, in Wirklichkeit die Justierschrauben für den Hauptspiegel sind. Der Fokussierer wird, wenn der Hauptspiegel justiert wird, mit verkippt. Dieses Konzept reicht so für die Theorie, wo ja alles passt. In der Praxis ist es nicht wirklich so, und diese Tatsache macht die Justierung eben trickreich.
Beim ersten Hinsehen, als noch der
Monorail Fokussierer montiert war, habe
ich diese Zug-/Druckschrauben Paare als justierbaren Fokussiererflansch
gedeutet.
In Wirklichkeit sind es die Justierschrauben für den
Hauptspiegel. Im Lieferzustand des
Teleskops ist der Fokussierer nicht separat justierbar. Er wird mit der
Hauptspiegeljustierung mit verkippt.
In der Theorie sollte das ja passen - Hauptspiegel gerade, Fokussierer
gerade. Theorie und
Praxis sind aber zwei Paar Schuhe...
Prinzipiell schaue ich mir "Patienten" freilich auch im Startest an. Man will ja wissen woran man ist, ob es nur an einer Dejustierung liegt, und schließlich bin ich ein neugieriger Kerl, was Optiken betrifft. Vor jedem Startest wird die Optik jedoch erst mit diversen Justiertools geprüft. Das Justierokular zeigte die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels ein bissl dezentriert. Das hab ich wohlmeinend gleich am Sekundärspiegel ausjustiert. Einen 2" Laser in den Fokussierer gesteckt, vorne am Sekundärspiegel vorbei auf den Hauptspiegel gelugt, wo sich der Sekundärspiegel wiederum spiegelt: Der Laserstrahl traf die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels nicht. Das war schon deutlich daneben, und damit war zu erwarten, dass etwas nicht passt.
Für ein Beschnuppern der Optik im Startest war mir das Wetter hold, ich konnte gleich am Tag nach der Übernahme des Teleskops erste Eindrücke gewinnen. Die Justierung war merklich off, zeigte sich intrafokal weniger off als extrafokal. Das deutet auch auf einen verkippten Fokussierer hin. Ansonsten: Bei nur ein paar Grad Temperaturunterschied von der Lagerung zum Einsatz in der Nacht hatte die Optik ordentlich thermisch zu kämpfen. Erst sah ich einen wirklich gräßlichen Astigmatismus, und intrafokal wie extrafokal von der Tubusthermik verdepschte Beugungsbilder. Nach etwa zwei Stunden konnte ich bei 270x blickweise das Beugungsscheibchen sehen, aber keine saubere Sternabbildung. Das lag mehr an der Tubusthermik als am Seeing, das in dieser Nacht wirklich gut war. Der Astigmatismus war nun verschwunden, die Beugungsbilder beiderseits des Fokus waren rund und auch nicht mehr durch Wärmeströmung im Tubus deformiert. Bei hoher Vergrößerung (400x) war die Sternabbildung leicht komatisch. Der Stern hatte die obligaten zwei "Schwingen" angedeutet und die Restthermik brachte genau dazwischen einen "Stiel" zustande, sodass es aussah, als wenn das Beugungsscheibchen ein Krönchen aufgesetzt hätte. Diese Figur war aber auch nur blickweise zu sehen, es war zwar ein langsames aber ständiges Gewaber und Geflirre. Die sphärische Aberration sah nicht übel aus, allemal besser als das vielbemühte λ/4 "Limit".
Etwas frech schwenkte ich das Teleskop auf Jupiter. Es dauerte etwas, bis sich die immer noch leichten Luftschlieren im Tubus wieder "geordnet" hatten, aber dann gab es Momente, wo ich einfach nur staunte. Diese hoch obstruierte Optik zeigte einen Jupiter, da kann sich so manches SC ein Scheibchen Performance abschneiden... Die beiden Hauptbänder waren durchaus detailreich zu sehen, und sogar die kontrastschwachen feinen Bänder in den Polregionen kamen blickweise durch. Und das bei keineswegs perfekter Justierung, bei Restthermik im Tubus! Also diese Optik kann nicht schlecht sein.
Schlecht erwies sich dafür der Monorail Fokussierer. Der ist einfach nicht stabil genug, verkippt bei Belastung doch merkbar, auch wenn die Werbung anderes suggeriert. Zudem erwies sich der Fokussierer als 2" "Mogelpackung". Es war zwar kein für Crayford angeblich so typischer "Bananenfehler" zu sehen, der Fokussierer blieb schon soweit stabil beim Ein- und Ausfahren des Auszugrohres. Angesichts der Materialpaarung einer recht massiven Stahlschiene auf dem Alu Rohr wäre eine Verbiegung des Auszugrohres denkbar gewesen. Da hatte der Designer ja eine gute Idee, indem das Auszugrohr verstärkt ausgeführt ist. Nur leider nicht nach außen, sondern nach innen. Oben ist das Auszzugrohr gerade 35 mm tief auf 2" Innendurchmesser ausgedreht, dann steht alles Zubehör, was tiefer eintaucht, einfach innen an, und neigt beim Klemmen extra zum Verkippen. Fakt ist damit: Der Fokussierer bietet nicht einmal 2" Durchlass.
Hier sieht man die massive Stahlschiene, die das Monorail Konzept von Crayford Fokussierern unterscheidet. Wenn man genau schaut, sieht man innen im Auszugrohr die Kante, wo die 2" Bohrung endet.
Die Befestigung des Fokussierers am Teleskop ist auch so eine Geschichte. Am Teleskop gibt es ein 90 mm Gewinde. Der Monorail hat einen selbstzentrierenden Flansch, der auf dem Rand des Gewinderohres aufliegt, und von einem Überwurfring zentriert und gerade gezogen werden sollte. Leider ist das Gewinde am Teleskop einen Hauch kürzer als das Gewinde des Überwurfringes, man kann den Fokussierer somit nicht wirklich fest klemmen, und dadurch kann er etwas verkippen. Wenn man den Fokussierer vielleicht auch noch mit Kamera dran zu rotieren versucht, ist er danach sicher verkippt... So gesehen, mit diesem 2" Monorail Fokussierer wird man einfach nicht glücklich.
Der Monorail Fokussierer auf den Kopf
gestellt: Man erkennt das dickwandige
Auszugrohr, man sieht hier den konisch zulaufenden Zentrierflansch und
den Überwurfring.
Eine nette Sache ist die Skala für den Fokusweg. Das allein
macht leider aus dem Monorail
nicht das, was er sein sollte und sein will.
Die Lösung: ein ordentlicher Fokussierer muss her. In Absprache mit dem Eigentümer fiel die Wahl auf einen 2.5" Moonlite. Dazu gibt es einen Adapter auf das 90 mm Gewinde am Teleskop. Laut Anbieter ist dieser Adapter 10 mm hoch, in Wirklichkeit, wenn man das Ding in der Hand hat, sind es 15mm. Was noch notwendig erschien: ein Justierflansch für den Fokussierer. So etwas gibt es als Zubehör. Man kann sich vorstellen, dass dieses Produkt nicht erfunden worden wäre, wenn nicht die Notwendigkeit dafür gegeben wäre... Die beiden Flansche "verschlingen" 30mm Backfocus. Mit der Bauhöhe des Moonlite kommt man auf 8mm mehr als der voll eingefahrene Monorail Fokussierer hätte.
Hier ist das Prachtstück, der
2.5" Moonlite Fokussierer. Man sieht den
Flansch, der den Fokussierer auf 90 mm adaptiert, und darunter den
Justierflansch.
Der Moonlite weist eine 1:8 Untersetzung auf. Links oben sieht man eine
kleine
Klemmschraube, mit der die Fokusposition gesperrt werden kann. Hier
wird nicht das
Auszugrohr blockiert, sondern der Antrieb. Der Moonlite ist werksseitig
auf ca. 3kg Last
eingestellt. Mit der großen Rändelschraube am Corpus
kann der Anpressdruck noch
verstärkt werden. Der voreingestellte Anpressdruck ist
über die beiden kleinen
Madenschrauben gegeben
Wenn man beim Anbieter des GSO RC nachliest, wie man mit diesem Justierflansch verfahren soll, muss man sich kurz am Hirn kratzen. Wie soll man bitte den Hauptspiegel justieren können, wenn der Justierflansch diese Justierschrauben verdeckt? So wird der Justierflansch nämlich per Foto präsentiert. Da hat sich wer etwas in der Theorie überlegt, aber wohl keinen Blick auf die Teile geworfen... Ich habe die Sache so gelöst, dass ich direkt an den Teleskopflansch erst eine 50 mm Verlängerungshülse dran geschraubt habe, dann den Justierflansch, und oben draufgesetzt den Moonlite Fokussierer mit seinem Adapter. So sind sowohl die Justierschrauben des Hauptspiegels als auch die des Fokussierer-Justierflansches zugänglich.
Wie unschwer zu erkennen ist,
würde der Justierflansch des Fokussierers
die Hauptspiegeljustierschrauben verdecken. In dieser Form, wie ich die
Dinge arrangiert
habe, sind auch die Hauptspiegeljustierschrauben zugänglich.
Es schaut so vielleicht etwas
eigenartig aus, ist aber zweckmäßig.
Was noch auf diesem Bild zu erkennen ist: Das Auszugrohr des Moonlite
wird quasi mit
"Zwillingsrädern" geführt, mit insgesamt 8 Kugellagern
Diese 50 mm Verlängerungshülse ist beim Monorail Fokussierer notwendig, wenn man mit einer DSLR in den Fokus kommen will, ohne den Fokussierer übermäßig ausfahren zu müssen. Hingegen für die Arbeit mit Reducer musste der Eigentümer diese Verlängerung heraus nehmen, weil sich der Reducer halt nicht auf Anschlag im Monorail Fokussierer versenken lässt und der Weg durch die Distanzhülse zur Kamera aufgebraucht wird. So wie nun der Moonlite installiert ist, sollten beide Anwendungen, mit und ohne Reducer in den Fokus kommen, ohne dass noch irgend etwas herumgeschraubt werden muss.
Nach dem Fokussierer Umbau ging es an's Eingemachte, an die Justierung. Ich rechnete mit mehreren Stunden Schrauberei und nahm das Teleskop daher in einen mäßig beheizten Innenraum mit. Leider ist da drinnen nicht das beste Licht. Ich habe am liebsten Tageslicht für solche Aufgaben, aber bei Nebel und Nieseln spielt's das nicht. Es ging ja erst einmal um's Prinzip.
Bevor man anfängt irgend etwas zu wollen, sollte man den Fokussierer erst einmal einjustieren. Dazu muss die Tubusmitte festgelegt werden. Ich baute die Schienen oben und unten ab, dann waren nur noch zwei Schrauben zu lösen, und die Frontring Assembly konnte abgenommen werden. Anstelle setzte ich eine Zentriermaske aus Karton ein. Wenn der Laser hinten im Fokussierer steckt, muss der Laserstrahl durch das Mittenloch kommen. Ich hatte vorher zum Test den Fokussierer auf die Sekundärspiegel Mittenmarkierung justiert. Kaum war die Zentriermaske installiert und der Laser eingeschaltet, war auch der Strahl schon sichtbar. Das passt also. Auch nach Einbau der Frontring Assembly zeigte der Laserstrahl wieder genau auf die Sekundärspiegel Mittenmarkierung. Ok, das ist einmal ein gutes Zeichen, somit hat man eine verlässliche Referenzmarke. Sagen wir so, ganz exakt auch nicht. Diese Mittenmarkierung am Sekundärspiegel ist mit einem Magic Marker aufgebracht, und eher ein kurzer Strich als ein Punkt. Wie sich herausgestellt hat, ist die Mitte von dieser Mitte ok.
Die Frontring Assembly ist ausgebaut
Dieser Filzstift Klecks stellt die Sekundärspiegel Mittenmarkierung dar. Ob diese Markierung eine Spiegelreinigung überstehen würde?
Meine Zentriermaske ist appliziert. Der austretende Laserstrahl ist als roter Punkt in der Mitte erkennbar. Der Klebestreifen am Tubus dient zur richtigen Orientierung beim Einbau der Frontring Einheit. Die andere Hälfte des Pickerls ist am Frontring angebracht.
Nun versuchte ich den Sekundärspiegel zu justieren, so dass der Laserstrahl wieder exakt zurückkommt. Kein so leichtes Unterfangen. Der Filzstift Punkt blockt den Laserstrahl teilweise, es kommt nur relativ wenig Licht zurück und das was zurück kommt ist stark gestreut. Aber man macht diese Arbeit so gut und genau es geht.
Der Laserstrahl ist rückzentriert. Allerdings kommt auch viel Streulicht vom Sekundärspiegel zurück, wie man hier an der 45° Einblickfläche des Justierlasers sieht.
Nun war ein Blick mit dem Justierokular angesagt: da sah ich die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels ein wenig dezentriert, und dachte, das wird wohl nun am Hauptspiegel zu justieren sein. Gesagt, getan. Um die Hauptspiegeljustierung zu checken steckte ich ein Zentriertool in den Okularauszug, und lugte durch. Das sah nicht gar so schlecht aus. Es war nun ein kleines Geduldsspiel, den Fokussierer und abwechselnd den Hauptspiegel zu justieren, bis beides ok aussah. Alsdann, alle Justiertools sagen "gut", das muss es eigentlich sein. Test am Stern steht an. Wenn es nur Sterne gäbe. Die sind halt im Weinviertler Spätherbst eine Seltenheit, egal wie lang ein Hoch andauert, unter der Hochnebeldecke nieselt es höchstens noch...
Ich erwischte einen trockenen Nachmittag, und stellte das Teleskop in der Einfahrt auf, einen künstlichen Stern brachte ich auf meinem leichten Velbon Fotostativ an und stellte dieses Ding am Ende der Wiese gegenüber der Einfahrt auf. Das sind schon gut mehr als 30 Meter Distanz. Das Teleskop wies bei dem Unterschied von ca. 16° C Raumtemperatur auf +1° C Außentemperatur starke Tubusthermik auf. Wieder sah ich wie beim ersten Startest zu Beginn einen grausam starken Astigmatismus, der nach und nach verschwand. Später waren die intra- und extrafokalen Beugungsbilder noch durch die Wärmeströmung im Tubus deformiert, und nach etwa zwei Stunden drang ich wieder bis zum Beugungsscheibchen vor, das blickweise sichtbar wurde.
Die Justierung? Na nicht ganz perfekt, der Schatten der zentralen Obstruktion war nicht ganz in der Mitte. Die Sternabbildung zeigte bei 270x wieder leichte Koma. Hm. Etwas Ratlosigkeit machte sich breit. Vielleicht zu ungenau gearbeitet beim Justieren?
Zurück auf den "Seziertisch", und mit den Werkzeugen nochmal ran. Alles nocheinmal von vorn neu justiert, wirklich penibel genau, so genau es nur irgendwie geht. Warten auf Sterne war angesagt. Allein, Tage vergingen, auch wenn sich um die Mittagszeit die Sonne vielleicht kurz zeigte, der Nebel kam bald wieder. Keine Sterne.
Bis mir der Geduldsfaden riss. Wenn die Sterne nicht zu mir kommen, dann fahre ich halt dort hin wo es Sterne gibt. Das hätte ich sowieso schon vor gehabt, aber immer war irgend etwas, das mich davon abhielt, zu fahren. Entweder die Wetterprognose, die von durchziehenden hohen Wolken redete, die dann nicht auf dem Satbild zu sehen waren, oder es war die Rede von ungetrübtem Sonnenschein oberhalb der Nebelgrenze, das Satbild zeigte jedoch Wolken im Anmarsch, die just zur fraglichen Zeit meinen auserkorenen Beobachtungsplatz erreicht hätten. Nun war wieder die Rede von Wolken, das Satbild zeigte aber nichts außer Nebel. Ich packte das Teleskop ein, Montierung dazu, Okularkoffer, diverse Verlängerungshülsen, alles was ich an langbrennweitigen 2" Okularen habe, und 2" wie 1.25" Zenitspiegel.
Die Reise führte mich auf die Steyersberger Schwaig. Ab Knoten Wr. Neustadt sah ich bereits Sterne. Fein. Als ich auf der Schwaig ankam, und ausstieg, um die Lage zu prüfen, begrüßte mich ein stürmischer Ostwind, allerdings fand ich einen durchaus prächtigen Sternenhimmel vor. Ich fuhr auf den oberen Parkplatz und drückte mich ganz im Osten dicht an die Bäume hin. Im Windschatten der Heckklappe meines Kombis baute ich das Teleskop auf. So war es auszuhalten. Ab und zu bekam ich halt eine Windböe ab.
Das Teleskop war offenbar durch die Reise im mild beheizten Auto richtig temperiert, und passte zu den vorherrschenden +8° C. Ich sah gleich von Beginn an intra- und extrafokale Beugungsbilder, die frei von thermischen Einflüssen waren. Das Seeing war aber miserabel. Anstelle einer perfekten Sternabbildung sah ich bei hoher Vergrößerung einen schnell flirrenden dicken Knödel. Schade.
Die Justierung war aber wieder nicht perfekt. Man würde sagen, ein bissl Pflege braucht die Sache noch. Eigentlich keine Verbesserung gegen den Test am künstlichen Stern. Anstelle mich der Ratlosigkeit hinzugeben, fuhr ich mit weiteren Test fort. Ich wollte die Sternabbildung an der Feldgrenze mit diversen langbrennweitigen Okularen testen, dem 35 mm Panoptic und dem 40 mm Pentax. Mit dem 2" Zenitspiegel brachte ich aber grad noch das 22 mm Panoptic in den Fokus. Würde man das Teleskop auch für visuelle Zwecke nutzen wollen, wäre es angebracht, die zwischen Teleskop und Fokussierer sitzende Verlängerungshülse um ca. 10 mm abzudrehen.
Jedenfalls war ich für diesen Fall vorbereitet, und steckte meine 2" Verlängerung gerade an, damit war es kein Problem die langbrennweitigen Okulare in den Fokus zu bringen. Weil das Auge bei schwächeren Sternen allerhand Unschärfe toleriert, suchte ich mir einen helleren Stern, den ich dann mit der Feinbewegung der Montierungssteuerung an der Feldgrenze entlang herum schob. Dieser Test war bei beiden Okularen, dem 35 mm Panoptic und dem 40 mm Pentax ok. Das deutet schon auf einen Plan sitzenden Fokussierer hin, und an der Justierung hat ja nicht viel gefehlt.
Um mit 1.25" Okularen in den Fokus zu kommen, verwendete ich kurzerhand einen 1.25" Zenitspiegel. Einen Startest wollte ich noch anschließen, fand aber alles so wie bei den ersten Eindrücken vor. Da nun die versprochenen Wolken doch kamen, und mehr und mehr Himmel einnahmen, der stürmische Wind zu einem handfesten Sturm wurde, packte ich schnell ein. Ich hatte ohnehin alles, was ich wissen wollte, beinander. Wie zum Hohn traf ich daheim eine sternklare Nacht an, windstill, und gar keinen schlechten Sternenhimmel für Mistelbacher Verhältnisse. Die Nachschau in der 12 Stunden Rückschau des Satbild zeigte aber, dass es erst knapp vor meiner Ankunft daheim aufgeklart hatte. Normal wäre ich schon in der Heia gewesen, und hätte das gar nicht mehr mitgekriegt.
Der nächste Tag war nebelfrei, sonnig, und es kündigte sich eine klare Nacht an. Nun war Druck da, die Justierung muss noch verbessert werden, damit ich am Abend alles verifizieren kann. Ich baute nun, da es draußen deutlich milder und windstill war, und ich klaren Taghimmel hatte, das Teleskop auf der Terrasse auf. Jetzt hatte ich auch gutes Licht um etwas zu sehen, was mir bislang entgangen war: Der Hauptspiegel war gar nicht so perfekt justiert wie angenommen. Na, war es das? Ich justierte wechselweise den Hauptspiegel und den Fokussierer, bis beides perfekt aussah. Der Laserstrahl traf perfekt auf die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels, und wenn man das Justierokular ansteckte, sah alles soweit perfekt zentriert aus, bis auf die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels. Den Sekundärspiegel justierte ich nach Laser ein, und prüfte anschließend mit dem Justierokular - oha, da war eine kleine Differenz. Na gut, das Rückzentrieren des Laserstrahls ist halt eine heikle Sache, so gab ich dem Justierokular mehr Vertrauen und justierte die Sache am Fangspiegel aus, so dass nun auch die Mittenmarkierung des Fangspiegels exakt mittig zu sehen war. Das sah nun wirklich gut aus. So stellt man sich eigentlich ein perfekt justiertes RC vor. Ich war zufrieden und zuversichtlich.
Die Nacht kam, und es gab die erhoffen Sterne. Obwohl das Teleskop die ganze Zeit seit dem Nachmittag draußen aufgebaut war, war es thermisch noch fest "bei der Arbeit". Die Temperatur war von +5° C auf +1° C zu Testbeginn gefallen, und fiel noch während der Testzeit weiter auf -1.5° C. Das Teleskop kam thermisch einfach nicht zur Ruhe. Aber das Austemperieren war zumindest soweit möglich, dass nur mehr geringe Restthermik vorherrschte. Das Seeing war dafür gut. Die Justierung, die Justierung... Wieder ein bissl off. Also Kruzi, was hat es da.
Kurz nachgedacht - es muss am Sekundärspiegel liegen. Ich holte das Werkzeug und justierte den Sekundärspiegel nach, bis der Schatten der zentralen Obstruktion perfekt zentriert zu sehen war. Nun inspizierte ich erneut das Beugungsbild des Sternes bei hoher Vergrößerung, und siehe da, der Anflug von Koma war weg! In dem Geflirre der Beugungsringe konnte ich zumindest das Beugungsscheibchen immer wieder entdecken und den ersten Beugungsring bekam ich auch fallweise in dem Geflirre zusammen. Ah! Erleichterung machte sich breit.
Zum Abschluss wollte ich noch Jupiter sehen. Das Teleskop schwenkte per Goto rüber, und erst einmal sah ich von Jupiter nichts außer einer hellen Scheibe fast ohne Details. Ich fokussierte so gut es geht an den leicht verzipfelten Monden und wartete eine Weile. Das Bild wurde langsam klarer und besser (die Luftschlieren der Restthermik waren ja durch das Schwenken des Tubus in Unruhe geraten), und dann entdeckte ich den GRF, prominent auf dem Zentralmeridian. Während der Beobachtung rutschte der GRF weiter zum Rand, jedoch waren nun die nachfolgenden Wirbelschleppen im SEB in der Mitte, und in den besten Augenblicken verschlug es mir kurz den Atem. Das war allerhand! Bei 270x, und immer noch Restthermik im Tubus. Es war halt, wie das so ist, nie der ganze Jupiter scharf und gut zu sehen, immer nur ein Teil da und dort. So bekam ich auch noch die schwachkontrastigen Bänder in den Polgegenden zu sehen, so nach und nach halt. Für ein derart hoch obstruiertes Instrument ist das Ergebnis doch beachtlich.
Nun war ich neugierig, lief schnell ins Haus und holte den Justierlaser. Der Laser wurde flugs in den Fokussierer gesteckt, und bäh, alles war hell was ich an der 45° Einblicksfläche sehen konnte. Viel Streulicht, freilich, bei Dunkelheit sieht man das noch besser. Ich lockerte die Klemmschrauben und wackelte ein bissl mit dem Laser herum: aber das passte so, der Strahl ging perfekt wieder zurück, das ist nur Steulicht, was vom Sekundärspiegel kommt. Also das war eine Überraschung.
Es folgte der "Feldtest" mit dem 40 mm Pentax, alles ok. Nochmal Startest. Her mit dem 6 mm Abbe, nein, her mit dem 4 mm Abbe, das geht heute. Hollaho! Die Spärische Aberration zeigte sich verringert. Offenbar habe ich durch die viele Schrauberei die Spiegel nun in den optimalen Abstand zueinander gebracht! Irgendwas hat sich getan, das war auch so zu merken, das 22 mm Panoptic ging mit dem 2" Zenitspiegel nur mehr ganz hart, ohne intrafokalen Spielraum, in den Fokus. Da hat sich der Fokus merklich ein paar Millimeter hinein gezogen. Ich kann zum Startest nur sagen, auf beiden Seiten des Fokus kam sofort der Schatten der zentralen Obstruktion, die Wegdifferenz am Fokussierer war dabei sehr gering. Zonenfehler war keiner ersichtlich. Auch kein Astigmatismus, kaum defokussierte ich den Stern etwas, ging das Beugungsbild sofort rund auf. Es war fast schwierig zu sagen, ob nun sphärische Über- oder Unterkorrektur vorliegt. Irgendwas verschleierte mir die genaue Diagnose. Ich konnte es im Moment aber nicht wirklich zuordnen. Ein Gegentest mit dem Ronchi Okular zeigte mir eine leichte sphärische Überkorrektur, keinen Zonenfehler, dafür einen Anflug von abgesunkener Kante. Aha. Da haben wir es. Das ist mir wohl "spanisch" vorgekommen. Was noch auffiel im Startest: die bei GSO üblichen radialen Polierspuren. Die Optik ist nicht wirklich rau, aber auch nicht superglatt. Woher die Rauigkeit am ehesten kommt? Das viele Streulicht, das den rückkehrenden Laserstrahl umgibt, lässt schon die Vermutung zu, dass beim Sekundärspiegel die "Figure" vor optimaler "Smoothness" geht...
Alles in Allem war ich einmal zufrieden mit dem Erreichten, wenn auch noch etwas rätselnd ob dessen, dass ich über die Justierung des Sekundärspiegels am Stern diesen offensichtlich doch wieder auf das Laser Ergebnis gebracht hatte. Da die Nase schon fast ständig tropfte und die Finger auch langsam klamm wurden, baute ich das Teleskop ab. Drinnen konnte ich es nicht lassen, ich steckte noch einmal das Justierokular in den Fokussierer und lugte durch: Ja, wirklich, die Mittenmarkierung des Sekundärspiegels ist merkbar dezentriert. Der Laser sagt aber es ist gut so wie es ist, und das wiederum stimmt mit dem Startest überein. Das gibt Grund zum Grübeln...
Im Prinzip habe ich mich ja die ganze Zeit fein im Kreis gedreht. Hat man die Sekundärspiegel Mittenmarkierung schön zentriert im Justierokular und der Laser sagt "gut" dazu, sitzt definitiv der Hauptspiegel schief. Hat man den Hauptspiegel gerade gerückt, und den Sekundärspiegel mit Laser justiert, zeigt sich die Abweichung zwischen Laser und Justierokular. Dass der Laser eher "recht" hat, sagt ja der Startest. Es muss sich um einen systematischen Fehler handeln, für den es zwei Erklärungen gäbe:
a) Der Hauptspiegel ist dezentriert
b) Der optische Vertex des Sekundärspiegels ist nicht ident
mit der geometrischen und
markierten Mitte
ad a) Man kann davon ausgehen, wenn es der Hersteller geschafft hat, den Sekundärspiegel zentriert einzubauen, dann wird er wohl auch in der Lage sein, den Hauptspiegel zentriert einzubauen. Zudem sollte, wenn man den Sekundärspiegel zu einem dezentrierten Hauptspiegel "dazujustiert", damit es offenbar passt, im Startest ein gewisser Restastigmatismus auf der Achse sichtbar sein. Dem ist aber nicht so. Daher würde ich diese Variante eigentlich ausschließen.
ad b) Der konvex-hyperbolische Sekundärspiegel ist
nicht so leicht herzustellen wie
ein konkaver Spiegel. Sicher eine neue Herausforderung für den
Hersteller. Kleine Optikdurchmesser
sind generell anfordernder als größere. Bei dem
Sekundärspiegel für einen
RC Achtzöller haben wir es eher mit einem kleinen
Stück Optik zu tun.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der optische Scheitelpunkt nicht ganz
exakt mit dem geometrischen
Mittelpunkt zusammenfällt, ist relativ hoch. Es handelt sich
bei diesem im Test befindlichen
Teleskop um eines aus der früheren Zeit der Produktion. Damit
besteht die Möglichkeit,
dass der Herstellungsprozess des Sekundärspiegels noch nicht
ganz optimal war.
Rückschlüsse auf die Teleskope der aktuellen
Produktion möchte ich nicht ziehen.
Da man Punkt a) eigentlich ausschließen kann, bleibt b) als
einzige plausible Erklärung
über, und scheint auch gar nicht so weit hergeholt.
Einen Foto Test hätte ich noch gerne als Bestätigung der perfekten Justierung gemacht. Allein das Wetter spielte nicht mit. Die erhofften Chancen gab es in Wirklichkeit nicht. Na freilich gab es in der Nacht, nachdem ich das Teleskop an den Eigentümer zurück gegeben hatte, für ein paar Stunden Sternenhimmel - der übrigens so in keiner Prognose zu finden war. Zeitweise kann man die ganzen Wetterprognosen wirklich in der Pfeife rauchen...
Um zu einem Resumee über dieses Teleskop zu kommen: die Qualität der Optik hat mich prinzipiell überrascht. Dass der Sekundärspiegel nicht ganz perfekt ist, tut der Sache keinen Abbruch, wenn man ihn halt ein bissl schief hin justieren muss, damit es passt. Die Justierung müsste nicht so trickreich sein. Normal justiert man ein RC gegen die Lichtrichung - Fokussierer, Sekundärspiegel, Hauptspiegel. Das ist ja straigthforward zu erledigen. Beim GSO RC artet die Sache eher in eine Sisyphus Arbeit aus. Am rationellsten geht es noch so, dass man Fokussierer und Hauptspiegel wechselweise in mehreren Durchgängen nachjustiert, bis man keine Abweichung mehr feststellen kann. Dann ist der Sekundärspiegel in einer ersten Näherung mittels Laser zu justieren. Weil dies aber von der Exaktheit sehr kritisch ist, hat der Startest das letzte Wort. Der Sekundärspiegel ist am Stern bei hoher Vergrößerung fein zu justieren, so dass der Obstruktionsschatten perfekt zentriert erscheint. Das sollte dann perfekt sein. Zumindest beim Testkandiaten war dies die probate Vorgangsweise.
Enttäuscht auf ganzer Linie hat der Monorail Fokussierer. Wenn man diesem Ding ein Redesign angedeihen ließe, und die Fertigung mit mehr Präzision erfolgen würde, wäre es wohl ein durchaus brauchbarer Fokussierer. In der Form, wie ich den angetroffen habe, ist es eher so zu sehen: es ist ein Fokussierer dran, damit einer dran ist. Wer damit nicht zufrieden ist, kann ja einen besseren nachrüsten. Und das wird wohl jeder an ernsthafter fotografischer Arbeit interessierte Käufer tun müssen.
Wenig Vertrauen schenke ich der Steifigkeit des Carbon Tubus. Die Wandstärke ist mit 1 mm ziemlich dünn ausgefallen. Die beiden Profilschienen oben und unten tragen sicher positiv zur Versteifung bei. Und der Innentubus mit den Blendringen? Das ist wohl eher eine Tubusaussteifung als Streulichtschutz... Wenn man den Tubus mal verkehrt herum auf die Montierung setzt, Oberseite unten und umgekehrt, muss man bereits damit rechnen, dass der Fokussierer per Laser kontrolliert leicht verkippt erscheint. So war es zumindest beim Testkandidaten. Eine minimale Abweichung, aber doch merkbar. Jedenfalls weit weit weniger als die ursprüngliche Verkippung des Monorail Fokussierers war.
Was die Streulichtoptimierung mit den Innenblenden betrifft: Diese sind vielleicht sogar kontraproduktiv. Hat man den Mond knapp außerhalb des Okularfeldes, kriegt man bereits ordentlich Streulicht ins Bildfeld. Ein Blick durch das Hauptspiegelblendrohr zeigt aber auch, dass es innen für streifend einfallendes Licht anfällig ist.
Das thermische Verhalten des Teleskops ist lausig. Der Carbontubus ist gut und schlecht in dieser Hinsicht. Erst verhindert er das Austemperieren, weil er eben isoliert. Da wäre ein Stahltubus effizienter. Jedoch, wenn die Optik austemperiert ist, besteht immer noch ein Temperaturgradient zwischen Unter- und Oberseite des Tubus. Dieser Unterschied von 2 bis 3 Grad ab einem unisolierten Metalltubus bringt die Luft erneut in Bewegung... Dies wird jedoch durch einen isolierenden Tubus unterbunden. Carbontubus ist also schon gut, nur wäre eine Zwangsbelüftung für den Hauptspiegel wünschenswert, wie es beim 10" GSO RC z.B. verwirklicht ist.
Insgesamt ist nach dieser Kur mit neuem Fokussierer und ordentlicher Justierung eine weit bessere fotografische Performance des 8" f/8 RC zu erwarten. Freilich, die 1.6 Meter Brennweite muss eine Montierung überhaupt im Guiding schaffen. Mit Reducer komprimiert man nicht nur die Brennweite, sondern auch den Durchmesser des ausgeleuchteten Feldes um selbigen Prozentsatz.
Dass die Justierung trotz Zug-/Druckschrauben am Fokussiererflansch und am Hauptspiegel, die eigentlich recht stabil sein sollten, dennoch fallweiser Pflege bedürfen wird, liegt auf der Hand. In erster Linie wird sich der nur per einfacher Schrauben zu justierende Sekundärspiegel verstellen können. Aber um es auf de Punkt zu bringen: wer ein RC Teleskops, egal welcher Marke, besitzt, sollte in der Lage sein, es selbst justieren zu können. Dazu muss man aber schon wissen, was man tut. Der Testkandidat hat sich jedenfalls nicht so streichelweich gegeben, wie es vom Anbieter dargestellt wird.
Howdii